Der Reflex unterstützt die einseitigen homolateralen Bewegungen und die Entwicklung mehrerer kognitiver Systeme, wie z. B. die auditive und die visuelle Wahrnehmung, die Raumorientierung und das Wahrnehmungsgedächtnis. Er ist besonders verantwortlich für die linke Hemisphäre und für das Sprech- und Sprachzentrum. Er hilft bei der Entwicklung des STNR und ist z. B. schon während der Schwangerschaft als Trampelbewegung spürbar. Während der Geburt unterstützen die ATNR-Bewegungen die Wehenkontraktionen. Die Geburt wird ausgelöst durch das Kind und ist immer eine Zusammenarbeit von Mutter und Kind! Der ATNR ist der Gegenspieler des Perez-Reflexes und verschafft dem Kind eine Verschnaufpause unter der Geburt.
Integriert der ATNR nicht vollständig, kommen bei Auslösung durch die Kopfdrehung sämtliche Streckmuskeln vom Kopf bis zu den Füßen auf der Gesichtsseite in einen Hypertonus. Und zwar von der Kopfhaut, über Gesichtsmuskeln, Zunge, Schultern, den Körper runter bis zum Fuß. Auf der Hinterkopfseite sind die Beugemuskeln von oben bis unten in einem Hypotonus. Das ist sehr anstrengend, denn es kann das Gefühl für eine Mitte nicht erfahren werden.
Bei nicht voll integriertem Reflex können folgende Auffälligkeiten auftreten:
Entstehung: 13. Woche intrauterin
Dauer: 4. – 6. Lebensmonat
Integration: 6. – 7. Lebensmonat
In der Schule
Der ATNR wird auch häufig als Fechterstellung bezeichnet. Ist er nach dem ersten Lebensjahr noch aktiv, so ist es dieser Reflex, der in der schulischen Laufbahn und im sozialen Miteinander sehr auffällig wird.
Das Blatt wird beim Schreiben zur Seite gedreht, wieweit, das hängt vom Grad der Integration dieses Reflexes ab. Je mehr das Blatt gedreht wird – manchmal liegt es sogar auf dem Kopf – umso weniger ist dieser Reflex integriert.
Folgen auch bei Erwachsenen
Die tonischen Muster, die sich dann zeigen, sind folgende: Auf der Seite, auf der Arm und Bein gebeugt werden, ist die Spannung im Körper viel höher, als auf der anderen Körperseite. Dies führt dann dazu, dass das Bein später beim Stehen nach außen weggedreht wird, die Körperseite kippt ein wenig zur Seite. Die vollständige Aufrichtung fällt auch dem Erwachsenen schwer.
Beobachtungen im Miteinander
Im Sozialen passiert es auf dem Schulhof, dass ein Kind sich mit Schwung umdreht und seinem Nebenmann mit der Hand berührt. Dies kann dazu führen, dass sich das Kind angegriffen fühlt, und das „schlagende“ Kind übel beschimpft wird. Eine Aufsichtsperson sieht das und sagt zu ihm, „ich habe genau gesehen, wie du deinen Freund geschlagen hast“ und sanktioniert es.
Nur das Kind weiß gar nicht, dass es den Freund berührt hat, weil durch die Drehung des Kopfes automatisch der Arm mitgeführt wurde und es so zu einer Kollision kam.
Auch hier helfen die BalanceHIRO® Übungen, diesen Reflex nachträglich zur Integration zu bringen. Denn alle Übungen, die in diesem Programm enthalten sind, tragen zur Normalisierung des Muskeltonus mit bei, denn bei Nichtintegration von frühkindlichen Reflexen ist dieser entweder zu verspannt oder zu schlaff.
Damit braucht man keine speziellen Übungen zu jedem Reflex zu machen, sondern es reicht, wenn eine oder zwei Übungen regelmäßig ausgeführt werden. Und damit werden die Aufmerksamkeitsprobleme, die Wutausbrüche, das Träumerische langsam weniger, das Kind kommt im wahrsten Sinne zu sich.
Der neurologische Ursprung der frühkindlichen Reflexe sitzt im Hirnstamm, und wenn diese nicht integriert wurden, bedeutet dies, dass die einzelnen Gehirnareale nicht ausreichend miteinander verknüpft wurden und nicht entsprechend dem Alter reifen konnten. Das ist so, als ob alle Informationen einen Umweg gehen müssen, um dorthin zu gelangen wohin sie gehören.
Der Hirnstamm ist für unsere physiologischen Grundbedürfnisse zuständig, wie die Atmung, die Verdauung oder das Triebverhalten. Das Kleinhirn regelt alle unseren automatischen Bewegungsabläufe. Wenn ich einkaufen gehe, denke ich an meine Einkaufsliste, aber nicht wie ich einen Fuß vor den anderen setze. Das wird vom Kleinhirn übernommen. Darüber stülpt sich das emotionale Gehirn und darüber wieder der Cortex, der für alle kognitiven Leistungen zuständig ist.
Man weiß aus der Hirnforschung seit 30 Jahren, dass unser Bewegungsmuster sowohl die emotionalen als auch die mentalen Gehirnbereiche beeinflusst. Sind die Bewegungen physiologisch, heißt natürlich, ohne überflüssige Bewegungen, können sich auch die emotionalen und mentalen Prozesse natürlich entwickeln. Die Kinder und Jugendlichen kommen an ihr von Natur aus angelegtes Potential heran und können gut lernen.
Ist die Reflexintegration im ersten Lebensjahr nicht zufriedenstellend abgelaufen, so torpedieren die motorischen Restreaktionen das Bewegungsmuster in dem Masse wie die Reflexe nicht integriert wurden. Das ist der Grund, warum man immer mehr verdrehte Haltungen sieht, die Füße schlenkern bei jedem Schritt, die Schultern befinden sich nicht in der Horizontalen, der Kopf befindet sich vor der Körpermittellinie, und zum Ausgleich bildet sich ein Hohlkreuz.
Das setzt sich weiter fort in Schwierigkeiten im sozialen Miteinander, (emotionale Gehirnbereiche) was sich im Kindergarten, in einer mangelnden Schulreife und damit zu Verhaltensproblemen im Schulalltag zeigt (mentale Gehirnbereiche).
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Praxis für Kinesiologie und innere Balance
Bärbel Hölscher
Ich beschäftige mich seit Jahren mit den Auswirkungen von nicht integrierten frühkindlichen Reflexen. Hierzu habe ich interdisziplinäre Kurse entwickelt und bereits Fachbücher veröffentlicht.